Wie wäre es, den Lernalltag kontinuierlich ein bisschen besser zu gestalten – ohne Stress, dafür mit kleinen, machbaren Veränderungen? Das japanische Konzept Kaizen, das für „kontinuierliche Verbesserung“ steht, zeigt, wie das geht. Ursprünglich bei dem japanischen Autobauer Toyota in der Fertigung eingesetzt, ist Kaizen ein fester Bestandteil von Produktions- und Managementmethoden. Es geht darum, Prozesse in kleinen Schritten effizienter zu gestalten, Fehler zu erkennen und stetig daran zu arbeiten, bessere Ergebnisse zu erzielen. Unternehmen auf der ganzen Welt setzen Kaizen ein, um Wettbewerbsfähigkeit und Qualität zu verbessern. Doch Kaizen lässt sich ebenso auf Lernprozesse übertragen und hilft dabei, langfristige Erfolge zu erzielen – mit kleinen, aber konsequenten Schritten.

Was ist Kaizen?
Der Begriff Kaizen kommt aus dem Japanischen und setzt sich aus den beiden Wortbestandteilen 改 Kai (= Veränderung oder Wandel) und 善 Zen (= zum Besseren) zusammen. Dieser Ansatz geht auf den Japaner Masaaki Imai zurück, der das Konzept erstmals Mitte der 1980er Jahre durch sein Buch: „Kaizen: Der Schlüssel zum Erfolg der Japaner im Wettbewerb“ im Westen bekannt machte. Doch Kaizen ist mehr als ein Konzept. Es ist eine Denkhaltung oder Philosophie, die Veränderung zum Besseren bedeutet und jeden Einzelnen betrifft. Dabei bezieht Imai seine Denkweise nicht ausschließlich auf Verbesserungen in Unternehmen, sondern auch auf den privaten Bereich und die gesamte Gesellschaft: „Improving the World with Everyone, Everywhere, Every Day – The KAIZEN Way.
Kaizen basiert auf der Idee, dass kleine, kontinuierliche Fortschritte langfristig zu großen Erfolgen führen. Dabei geht es nicht darum, von heute auf morgen perfekt zu sein, sondern jeden Tag ein kleines bisschen besser zu werden.
Wichtige Prinzipien von Kaizen:
- Fokus auf kleine Schritte legen
Statt große Veränderungen anzustreben, wird kontinuierlich an kleinen Verbesserungen gearbeitet. Denn kleine Schritte sind oft leichter umzusetzen und fördern die Selbstwirksamkeit und die Motivation, den nächsten Schritt anzugehen. - Kontinuierliche Reflexion
Regelmäßig hinterfragen, was gut funktioniert und was verbessert werden kann. Es zählt nicht nur das Ziel, sondern auch der Weg dorthin! Nur wenn die einzelnen Prozessschritte auch bewusst wahrgenommen und gezielt betrachtet und bewertet werden, sind kontinuierliche Verbesserungen möglich. - Fehler als Chance betrachten
Fehler sind kein Rückschritt, sondern Lerngelegenheiten. Sie zeigen auf, wo Verbesserungen möglich sind, und helfen dabei, den Lernprozess immer ein kleines Stück besser zu gestalten. Auf diese Weise entsteht eine positive Fehler- und Lernkultur. - Freude am Fortschritt
Der Prozess selbst soll motivieren und Freude bereiten. Kleine Erfolge, die auf dem Weg sichtbar werden, sollen gefeiert werden. Sie wirken wie Meilensteine, die Energie für die nächsten Schritte geben.
Wie funktioniert Kaizen beim Lernen?
1. Große Ziele in kleine Schritte zerlegen
Ein großes Lernziel kann schnell überwältigend wirken. Deshalb werden große, komplexe Ziele, Lernaufgaben und Themenbereiche in kleine, erreichbare Schritte zerlegt.
Beispiel: Statt „Alles über Buchführung zu lernen“, konzentriert man sich auf kleine Einheiten wie z. B.
- Aufbau von Bestandskonten verstehen
- Einfache Geschäftsfälle buchen
- Konten ordnungsgemäß abschließen
2. Jeden Tag ein bisschen besser werden
Kleine Lerneinheiten („Mini-Gewohnheiten“ oder „Baby-Steps“), die leicht umsetzbar sind, werden fester Bestandteil des Tagesablaufs und entwickeln sich so zu festen Gewohnheiten, z. B.
- täglich 10 Vokabeln lernen statt 50 auf einmal vor dem Test.
- Jeden Tag 2 Seiten eines Fachbuchs lesen, anstatt sich stundenlang durch ein komplettes Kapitel zu kämpfen.
- 5 Minuten pro Tag lernen und die Lernzeit schrittweise steigern.
Entscheidend ist die Konstanz: Ein kleiner Fortschritt jeden Tag summiert sich langfristig zu großen Ergebnissen und Erfolgen!
3. Reflexion und Anpassung
Ein zentraler Aspekt von Kaizen ist die regelmäßige Reflexion. Auch dieser Ansatz lässt sich leicht in den Lernprozess integrieren, indem man immer wieder über das eigene Lernen nachdenkt und den Prozess hinterfragt.
- Was habe ich heute gelernt?
- Was hat gut funktioniert?
- Wo hatte ich Schwierigkeiten?
- Welche Fähigkeiten und Techniken haben mir beim Lernen geholfen?
- Gibt es neue Lernmethoden, die ich ausprobieren möchte?
Basierend auf diesen Erkenntnissen kann der Lernprozess kontinuierlich angepasst und optimiert werden.
4. Verschwendung vermeiden
Kaizen betont auch die Vermeidung von unnötigem Aufwand. Deswegen macht es Sinn, auch zu überlegen, welche Lernmethoden und -techniken wirklich effektiv für uns selbst sind und welche nicht. Weniger sinnvolle Lernweisen können dann bewusst durch wirksamere Lernstrategien ersetzt werden, z. B.
- Anstatt Texte nur passiv zu lesen, werden verschiedene Lesetechniken ausprobiert.
- Anstelle von umfangreichen schriftlichen Zusammenfassungen werden Mindmaps oder Karteikarten erstellt.
- Lerninhalte werden nicht einfach nur wiederholt, sondern einer anderen Person erklärt.
Die Vorteile auf einen Blick
- Langfristige Motivation
- Höhere Selbstwirksamkeit
- Stressreduktion
- Effektivere und bessere Lerngewohnheiten
- Nachhaltiger Fortschritt
Fazit: Mit kleinen Maßnahmen Großes bewirken
Kaizen ist die perfekte Methode, um das Lernen stressfreier und nachhaltiger zu gestalten. Durch die Konzentration auf kontinuierliche, kleine Fortschritte werden langfristig große Ziele erreicht – ohne Überforderung und Motivationsverlust.
„Oft sind es die kleinen Schritte, nicht die großen Sprünge, die die nachhaltigste Veränderung bewirken.“ (Queen Elizabeth ll.)
Also, einfach mal ausprobieren: Ein kleines, überschaubares Lernziel setzen und noch heute den Weg zu einer kontinuierlichen Lern-Verbesserung beginnen!
Wie setzt du Kaizen in deinem Lernprozess ein? Wie können wir als Ausbilder:innen mit Kaizen die betrieblichen Ausbildungsprozesse nachhaltig gestalten und verbessern? Ich freue mich über Kommentare und auf den direkten Austausch per Mail an info@pruefung-erfolg.de